Regel I

Vorspruch

In den Jahren 1348 bis 1350 wütetet in Europa, so auch in Wolbeck, eine pestartige Krankheit, der sogenannte schwarze Tod. Eine große Zahl der Wolbecker wurde von der Seuche ergriffen. Die Gesunden fürchteten sich, die Kranken zu pflegen und die Toten zu begraben. Da traten die Bürger Wolbecks in der Kirche zusammen und gaben einander feierlich das Versprechen, den Kranken nach Kräften zu helfen und , wenn einer sterben sollte, dessen Körper in geweihter Erde zu begraben. Die Wolbecker hielten treu, was sie sich versprochen hatten. Die wenigen Überlebenden übten an den Kranken und Toten alle Dienste der Liebe, bis der schwarze Tod aufgehört hatte.

Zum Gedenken daran und um den Nachkommen diese gegenseitige Hilfe zu sichern, gründetet sie eine katholische Bruderschaft, zu deren Schutzpatron sie den heiligen Achatius wählten.

Wer Mitglied der Bruderschaft werden will, muss die Verpflichtung übernehmen, sich inneralb der Bruderschaft wohltätig zu betätigen, anderen in Krankheiten und Notfällen treu beizustehen und die Leichen der in Wolbeck verstorbenen Brüder zu begraben. Weiter haben sie die Pflicht, an kirchlichen Anlässen, Gemeinschaftsmessen und Prozessionen, sowie an der Wallfahrt nach Telgte teilzunehmen.

Im Jahre 1535 beherrschten die Wiedertäufer die Stadt Münster. Gegen diese errangen die Wolbecker mit Mannshaften aus anderen Orten den Sieg. Zur Erinnerung daran wurde beschlossen, die Bruderschaft zum heiligen Achatius solle jährlich ein Vogel- und Scheibenschießen abhalten. Bei dem Sieg über die Wiedertäufer war Anführer der Amtsdroste Dirk von Merveldt.

Ein Wolbecker Schmied namens Brandhove entriss dem Anführer der Wiedertäufer, Jan van Leiden, die aus heiligen Gefäßen und Montranzen hergestellte goldene Kette, die Graf von Merveldt auf Schloß Westerwinkel aufbewahrt.

Auch die Sitte der Frauen, die Männer nach der Rückkehr vom Vogelschießen mit Sträußen zu schmücken, geht auf die Wiedertäufer zurück. Denn nach Niederwerfung der Wiedertäufer empfingen die Frauen und Mädchen die siegreichen Männer mit großem Jubel und schmückten sie mit Sträußen und Lorbeerkränzen.